von Josef Osterwalder, St. Galler Tagblatt
Erst Fanfaren, dann majestätischer Orchestersound – die Show der Otmarmusik begann am Freitag- und Samstagabend so festlich, als ob gerade Olympische Spiele eröffnet oder Könige empfangen würden. Passend zur Musik glitten leuchtende Planeten über Bühne und Saal, dazu wiegten sich die Otmar Dancers in kreisenden Bewegungen, dies alles umgeben von adventlichem Schmuck und grossen Christbäumen – das ist eine Eröffnung, wie sie die Otmarmusik liebt. Die Zuhörer sollen von Anfang an mitgerissen werden. Die Unterhaltungsmusik, der sich die Otmärler verpflichtet haben, will packen, bewegen.
Hoch gepokert
Der festliche Rahmen war diesmal besonders angebracht: zum einen als Dank für die neue Uniform, zum andern als Hommage an den ersten Schnee – beides ein Geschenk an die Otmarmusik und ihre grosse Anhängergemeinde.
Was den Schnee betrifft, haben die Otmärler hoch gepokert. Entschlossen, ihre Show unter dem Titel «Swinging Christmas» auf die Bühne zu bringen, setzten sie auch die passenden Titel ins Programm: «Winterwonderland», «Let it snow», lass es schneien, und «Jingle Bell Rock», das Lied von den Schlittenglöckchen.
Baumschmuck für die Lehrerin
Am Freitagabend, bei der ersten Aufführung, war dies alles zwar erst ein Versprechen, doch am Samstag stellte sich der Schnee ein, wie bei Frau Holle bestellt. Leise rieselte der Schnee – genau so, wie es im Buch der Winterlieder steht. Dazu passend das Tannenreis und die Lichtgirlanden im Foyer, deren Glanz sich auf der weissen Schneedecke auf dem Vorplatz spiegelte. In diese Atmosphäre passte auch die Ehrung von André Berlinger. Dirigent Reto Linder dankte ihm für sein fünfzigjähriges Engagement in der Blasmusik.
Die Show gastierte im Fürstenlandsaal in Gossau, wo die Otmärler stets gastfreundlich empfangen werden. Mädchen von der Meitlisek haben einen dezenten, geschmackvollen Christbaumschmuck angefertigt. Ihrer Lehrerin zuliebe, die im Ballett der Otmar Dancers mittanzt.
Das andere Geschenk, die neuen Uniformen, waren genau so eine Überraschung wie der Schnee, nur musste sie von langer Hand vorbereitet werden. Nötig wurde sie, weil nach zwölf Jahren der Reservestoff der bisherigen Uniform ausgegangen war, möglich, weil Ferdinand Rüesch als Gönner der Otmärler den grössten Anteil an die neue Bekleidung zahlte; zehn Prozent steuerte zudem die Stadt St. Gallen bei.
Wie aus dem Ei gepellt
Den ersten Konzertteil bestritt die Otmarmusik noch in den alten Uniformen, den zweiten im neuen Outfit; dies nach einer wirkungsvollen Präsentation. Zunächst standen drei mit Papier bespannte Bilderrahmen auf der Bühne, dann bildeten sich plötzlich Risse – wie bei einer Eierschale, wenn das Küken schlüpfen will. Und wie frisch aus dem Ei gepellt, sahen die Neuuniformierten dann auch aus.
Elegant und lässig
Ziel der Neuuniformierung war es nicht, den Eindruck der Otmarmusik stark zu verändern, wohl aber zu verbessern. Beim dunkelblauen Basisanzug hat man den Zweireiher durch einen modischeren Schnitt ersetzt; der weisse Veston für die Gala hat etwas mehr Glanz und Eleganz erhalten und die Sommeruniform zeigt jene dezente Lässigkeit, mit der man auch zum Golf gehen dürfte.
Derart beschenkt, wurde die Musik immer bewegender, sangen Eveline Sutter und Kevin Leuenberger mit immer mitreissenderem Ausdruck, als ob sie auf einer Open-Air-Bühne stehen würden.
Thomas Biasotto hat als Dirigent die Werke geschickt angepasst, seiner Otmarmusik auf den Leib geschrieben. Dies und seine beschwingte Leitung hat das Konzert zum vorweihnachtlichen Feuerwerk werden lassen.