«Emotions», Gefühle, verspricht der Name des Orchesters; dem Agenten 007, James Bond, war am Freitag und Samstag das Programm gewidmet. Mit ihrer neusten Show begibt sich die Otmarmusik auf die Teppichetage der Unterhaltungsbranche.
Josef Osterwalder
Erst ein verhaltener Klavierakkord, dann schmeicheln sich dreissig sanfte Violinen und Celli ins Ohr. Doch wer sich in den Wohlfühl-Sound einkuscheln will, der sitzt im falschen Film. Denn gleich beginnt es unter den fünfzig Bläserinnen und Bläsern des Kernorchesters zu beben, ergiesst sich der Sound in gewaltigen Kaskaden in die 43 Mikrophone – Musik aus James-Bond-Filmen liegt den üppigen Sound und das grosse Gefühl.
Die Otmarmusik steigert sich auf den Spuren des Superagenten zum Orchester Ihrer Majestät. «Casino Royale», der Name des neusten 007-Films, heisst der Titel des Programms.
Lob des Vorgängers
Bereits zum zweiten Mal haben die Otmärler eine Produktion auf das Olma-Areal in die Halle 2.1 verlegt; auf eine ausladende Bühne, fast so gross wie eine Turnhalle. Hier kommen die «Otmardancers» genau so zur Geltung wie Gabriela Krapf (Lobith) und Kevin Leuenberger. Die beiden steigern sich als Gesangssolisten im Lauf des Abends zu immer emotionsgeladeneren Interpretationen.
Dies alles ist ganz nach dem Geschmack von Thomas Biasotto, der seit dem Herbst 2005 die Otmarmusik leitet, Melodien arrangiert und sie schliesslich seinem Ensemble auf den Leib schneidert. «Und wie er das macht!», lobt ihn sein Vorgänger Werner Strassmann.
Vom Konzert zur Show
Früher hiess ein solcher Anlass «Konzert», inzwischen heisst es «Show». Die Uniform hat dem weissen Galaanzug Platz gemacht, aus den Majoretten sind «Dancers» geworden. Und genau so gestylt ist auch der ganze Rahmen des Programms. VIP-Gäste werden bereits vor dem Konzert kulinarisch verwöhnt; im Foyerteil stellen Sponsoren passende Objekte, Autos und Uhren, aus. Statt einer gewöhnlichen Tombola gibt es Lose, bei denen man drei Felder freirubbeln muss, was an rollende Casinorubel erinnert.
Dazwischen kann man sich am Glücksrad versuchen oder einen Blick auf die ersten Preise werfen: Eine James-Bond-Uhr, die zwar nicht schiessen, dafür aber in Meerestiefen tauchen kann. Als weiterer Preis winkt ein Wochenende im Luxusauto. Das ist zwar nicht sehr lange; aber Bond hat seine Wagen jeweils auch nur kurz behalten.
Mit einem gewaltigen Aufwand hat die Otmarmusik den diesjährigen Auftritt inszeniert; so als ob sie einen Saal mit mindestens zweitausend Leuten in Atem halten wollte. So viele Besucher aber lassen sich in St. Gallen kaum in eine Halle locken. Die Otmärler scheinen mehr und mehr über St. Galler Dimensionen hinauszuwachsen.
Bald auf der Festivalbühne?
Reto Linder, der Präsident, teilt diesen Eindruck. Seine Musik will eben nicht nur vor lokalem Publikum bestehen, sondern strebt internationale Weihen an; schliesslich ist sie ja auch schon in der halben Welt aufgetreten. Mit «Sound Emotions Orchestra» haben die Otmärler den passenden Namen dazu gefunden. Wobei die fünfzig Musikerinnen und Musiker in ganz verschiedenen Formationen und Besetzungen auftreten. Als «Concert Band», wenn sie an Musikfesten um die Wette marschieren; als «Sound Emotions Classic», wenn sie ein Kirchenkonzert bestreiten. Hinzu kommen die Klein-Ensembles, vom Saxophonquintett bis zum Duo für Dudelsack und Kirchenorgel.
Und vielleicht heisst es auch bald einmal «Sound Emotions Festival Orchestra»; schliesslich würden die Otmärler auch auf der Festivalbühne keine schlechte Falle machen. Am OpenAir waren sie schon.
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